Ein grandioses Spektakel in Cham
Michael Wyss - Zuger Zeitung
Trotz der grossen Emotionen analysierte Chams Routinier Nico Siegrist das Geschehene messerscharf: «Glück, es war einfach viel Glück dabei. Wir könnten dieses Spiel auch verlieren.» Siegrist hatte kurz zuvor den Treffer zum 4:3-Sieg des SC Cham über das U21-Team von Servette erzielt. Dieses Spektakel auf dem Eizmoos war wirklich nichts für schwache Nerven.
Das Team von Trainer Roland Schwegler zeigte von Beginn weg Offensivfussball, suchte die frühe Führung und dominierte die junge Westschweizer Mannschaft, die auf dem letzten Tabellenplatz lag. Chance um Chance erarbeiteten sich die Ennetseer auf dem Eizmoos. Bereits nach elf Sekunden kam Luiyi Lugo zu einer Möglichkeit. So war es nicht erstaunlich, dass den Gastgeber das 1:0 durch Simon Tschopp schon in der 12. Minute gelang. Die Druckphase hielt an, nur drei Minuten später setzten die Chamer die Genfer bei einem neuerlichen Angriff unter Druck. Der omnipräsente Lugo war massgeblich am 2:0 beteiligt, das letztlich durch ein Eigentor fiel.
Die Gastgeber hatten Gegner und Spiel im Griff, völlig entgegen dem Spielverlauf kassierten sie jedoch den Anschlusstreffer. Jarell Simo erwischte den chancenlosen Goalie Lukas Bolzli mit einem herrlichen Treffer aus 25 Metern in die rechte hohe Torecke. Nur wenige Minuten später sorgte Lugo mit dem 3:1 (27.) für etwas Entspannung. Dieses Pausenresultat schmeichelte den Gästen, die fast die gesamten 45 Minuten unten durch mussten. Cham hätte gut und gerne mit 6:1 führen können. Es vergab ein halbes Dutzend hochkarätige Möglichkeiten.
Völlig von der Rolle nach dem Seitenwechsel
Die zweite Halbzeit präsentierte sich ganz anders. Servette, unter seinem bekannten Trainer Andrea Binotto (führte Stade Lausanne Ouchy in die Challenge League und trainierte Xamax), erwischte einen Blitzstart. Ousseynou Sene und Vasco Tritten schockten die Chamer mit zwei Treffern bis zur 50. Minute. Der Sportclub verschlief den Start in die zweite Halbzeit komplett und war nicht präsent. «Innert zwei Minuten bringen wir uns um mögliche Früchte – ärgerlich!», ärgerte sich Chams Sportchef Marcel Werder auf der Medientribüne zurecht. Tatsächlich kippte nun die Partie, Servette war im psychologischen Vorteil, hatte nun mehr vom Spiel und glaubte nach dem 3:3 an die Wende.
Nachdem sie die minutenlange Druckphase überstanden hatten, kam auch Cham wieder zu Tormöglichkeiten. Ein starker Siegrist (Pfostenschuss) und der stets gefährliche Lugo hatten nach gut einer Stunde zwei ausgezeichnete Gelegenheiten zur Führung. Das Chamer Publikum musste sich bis zur 93. Minute gedulden, ehe Siegrist mit einem sehenswerten Kopfballtreffer doch noch Glückseligkeit auslöste. Sekunden später war die Partie beendet, Cham hatte sich zu drei Punkten geduselt. Trainer Schwegler sagte nach der Partie: «Wir haben uns den Sieg erkämpft, zeigten nach dem 3:3 eine starke Moral. Ich bin erleichtert, dass wir uns doch noch mit dem Punktemaximum belohnten.»
Chams Neuverpflichtung Zemerart Lekaj, er wurde unter der Woche vom Challenge-League-Team des FC Thun ausgeliehen, kam gegen Servette zu seinem ersten Einsatz. Er hob den Mahnfinger: «Wir haben gesiegt, das zählt. Doch wir haben heute gesehen, dass 90 Minuten Fussball gespielt werden muss. Wir haben innert Minuten das Spiel aus der Hand gegeben, doch Charakter gezeigt und das Ding noch herumgebogen.»
Es war, nach dem 3:2 gegen Delémont, der zweite in der Nachspielzeit errungene Sieg in Folge für die Chamer. Vor der bevorstehenden Pause wegen des Cups sieht die Bilanz in der Promotion League mit drei Siegen, einem Unentschieden und zwei Niederlagen ansprechend aus. Das Torverhältnis von 14:13 steht für das grandiose Spektakel, das die Partien oft bieten.
Fotos Reto Müller:
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