Der SC Cham ist zurück im Spektakelmodus: 5:3-Sieg nach verrückter Partie
Die Chamer spielen gegen Vevey bis zur Pause souverän und führen mit 2:0. Dann setzt ein grossartiges Hin und Her ein – am Ende sind fast so viele Tore gefallen wie in den sechs Partien zuvor.
Raphael Biermayr - Zuger Zeitung
Langweilig war es selten mit dem SC Cham in den vergangenen neun Saisons in der Promotion League. In den Partien des Sportclubs fielen oft reichlich Tore, in manchen Spielzeiten sogar die meisten. In der Jubiläumssaison war das vor dem gestrigen Match gegen Vevey anders gewesen. Das Chamer Torverhältnis lautete 5:4. Insgesamt sind also nur neun Treffer bejubelt worden. Nie zuvor in dieser Spielklasse sind es nach sechs Partien mit Chamer Beteiligung weniger gewesen. Hat Trainer Roland Schwegler – er befindet sich in seiner sechsten Saison auf dem Eizmoos – das einst wilde Team zu einer berechnenden Resultatmannschaft geformt?
Die Begegnung mit den Waadtländern war richtungsweisend für die Beantwortung dieser Frage. Denn gerade Wochentagpartien bargen in jüngerer Vergangenheit oft denkwürdige Geschichten – und vor allem Tore. Es sei an dieser Stelle bereits verraten: Der SC Cham ist zurück im Spektakelmodus.
Souveräner Auftritt vor der Pause
Die erste Halbzeit liess nicht darauf schliessen. Lino Lang erzielte das frühe 1:0 (13.). Der Flügel mit Profivergangenheit im FCL hatte im vorangegangenen Match bereits das einzige Tor in Delémont erzielt. Dass er Selbstvertrauen hat, bewies er gestern, indem er den Penalty in die Tormitte schoss. Vorausgegangen war ein Foul an Sofian Domoraud. Der Offensivspieler hatte die Saison beim SC Brühl begonnen, ehe er an seine frühere Wirkungsstätte zurückkehrte. Die Erklärung von Sportchef Marcel Werder? «Wir hatten nach dem Ausfall von Luiyi Lugo Handlungsbedarf. Sofian kam gern zu uns zurück.» Eine klassische Win-win-Situation also.
Domoraud zeigte eine gute Partie auf der rechten Aussenbahn. In der 26. Minute sah er, wie Pasquarelli einen Freistoss gefühlvoll auf Bajric schlug – 2:0. Angesichts der jüngsten Abwehrleistungen war das vielversprechend. Das war gestern umso bemerkenswerter, als der routinierte Innenverteidiger Mario Bühler nach dem Aufwärmen angeschlagen auf seinen Einsatz verzichten musste. Doch nach dem Seitenwechsel war alles anders. Den Chamern ging die Entschlossenheit völlig ab. Mohamed-Salah Chaibi profitierte von dem weiten Raum, der ihm zugestanden wurde, und erzielte den Anschlusstreffer (52.).
Irrungen und Wendungen nach der Pause
Trainer Roland Schwegler reagierte sofort. Guto Cappellini und Nando Zimmermann kamen in die Partie. Auch Zimmermann war bis vor kurzem noch bei einem anderen Verein engagiert. Doch der 22-jährige Baarer sah bei der AC Bellinzona in der Challenge League keine Zukunft mehr und kehrte auf das Eizmoos zurück. In seinem ersten Einsatz für die Chamer seit Mai 2023 vergab Zimmermann die grosse Chance auf das 3:1 (64.).
Nun überschlugen sich die Ereignisse. Chams Laurin Vögele wurde vom hintersten Verteidiger umgerissen, doch die Schiedsrichterin sah kein Foul. Praktisch im Gegenzug bejubelte Vevey den Ausgleichstreffer. Die Gäste hatten im Strafraum nach Belieben spielen können (69.). Nur drei Minuten später traf Vögele zum 3:2. Diese Führung hielt nur fünf Minuten, das 3:3 gar nur deren zwei: Der anstelle Bühlers in die Innenverteidigung gerückte Cedric Franek wuchtete einen Eckball per Kopf zum 4:3 ins Tor (79.).
Der eingewechselte Fabio Capone setzte in der 87. Minute mit dem fünften Chamer Treffer den Schlusspunkt hinter ein sagenhaftes Spektakel. In dieser einen Partie gab es fast so viele Tore wie in den sechs vorherigen des Sportclubs.
Cham hat nun zwölf Punkte und liegt an vierter Stelle der Tabelle, nur drei Zähler hinter Leader Rapperswil-Jona. Am Samstag geht es zum sechstplatzierten Bulle, das gleich viele Punkte auf dem Konto hat (17 Uhr, Stade de Bouleyres).
Fotos: Reto Müller
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