Cham verliert mit 0:2 gegen Brühl – selbst die Stadionkatze schien nicht an einen Torerfolg zu glauben
Nach einem verheissungsvollen Beginn bauten die Chamer mehr und mehr ab in der Promotion-League-Partie. Am Sonntag geht es zum neuen Leader Biel.
Raphael Biermayr
Der Chamer Stadionkater Lee konnte fast nicht hinsehen. In den letzten Minuten des Aufwärmens der Cham-Spieler vor der Partie gegen Brühl linste er hinter einer Kiste versteckt auf den Platz und machte einen angespannten Eindruck. Es liefen gerade Torschussübungen. War das Beobachtete dermassen unheilverheissend? War es. Denn der SC Cham sollte wieder einmal keinen Treffer erzielen. Zum zweiten Mal in Serie und schon zum sechsten Mal im dreizehnten Match. Die Verletzungsmisere im Sturm wirkt sich immer stärker aus.
Zunächst sah es jedoch vielversprechend aus. In der 4. Spielminute war Flügelläufer Sofian Domoraud – gegen seinen Ex-Klub augenscheinlich besonders motiviert – einem Torerfolg sehr nah. Und nur wenig später schepperte der Pfosten nach einem herrlichen Weitschuss von Mittelfeldspieler Ajdin Bajric. Gehörte die Anfangsphase der ersten Halbzeit den Gastgebern, waren die St.Galler in der Schlussphase dominant. Und sie machten es besser: Felipe Martins Dorta hob den Ball über Goalie Patrick Zajac hinweg zum 1:0 aus Gästesicht (44. Spielminute).
Diesem Treffer war ein Fehler des Chamer Captains Fabio Niederhauser vorangegangen. Obwohl unbedrängt, konnte er seinen Kopfball nicht kontrollieren. Daniele Vesco reagierte geistesgegenwärtig und leitete den Ball auf den nachmaligen Torschützen weiter.
Dass der Sportclub zur Pause nicht mit 0:2 zurücklag, war Goalie Zajac zu verdanken. In der Nachspielzeit schien er sekundenlang in der Luft zu verharren, um den Schlenzer von Cicek noch erreichen zu können. Der 20-Jährige hat Werbung in eigener Sache nötig. Denn nach einer Verletzung zu Saisonbeginn hatte er Terrain auf Nico Stucki verloren. Vor dem Brühl-Match war er erst zu einem Einsatz gelangt. Sportchef Marcel Werder sagte am Mittwoch zur Pause, dass Zajac voraussichtlich auch am Sonntag in Biel spielen wird (15 Uhr, Tissot Arena).
Gehässigkeiten auf der Tribüne
Diese Absicht des Trainerteams braucht nicht in Frage gestellt zu werden, betrachtet man die ganze Partie gegen Brühl. Denn in der zweiten Halbzeit hatte Zajac lange kaum mehr etwas zu tun. Das traf auch auf sein Gegenüber Calvin Heim zu. Die Partie flachte völlig ab. Deutlich intensiver ging es derweil auf der Tribüne zu und her. Nicht etwa wegen Stadionkater Lee: Ein paar Anhänger beider Lager unterhielten sich äusserst angeregt über Fairnessfragen. Dies vor dem Hintergrund des offensichtlichen Brühler Zeitspiels bei Auswechslungen.
Die Wertung im Tribünentheater: unentschieden. Die Chamer auf dem Platz verfehlten dieses Ziel hingegen – wenn auch knapp. Fabio Capone hatte den Jubel schon auf den Lippen, als er seinen Kopfball von Heim noch pariert sah (79.). Mettler entschied die Partie in der 92. Minute schliesslich mit einem fantastischen Weitschusstreffer zum 2:0.
Torhüter Patrick Zajac sprach nach dem Match zwar davon, froh zu sein, wieder einmal gespielt zu haben. Seine Miene erhellte sich dabei jedoch kein bisschen. Die Enttäuschung wog zu schwer. «Eine solche Leistung reicht einfach nicht. Wir waren nicht bereit und machten hinten viele Fehler, die uns das Spiel kosteten», ging er mit seinen Vorderleuten hart ins Gericht.
Bleibt die Frage: Dient das Verhalten des Stadionkaters Lee fortan als verlässliches Orakel für den Spielausgang? Wahrscheinlich nicht. Denn höchstvermutlich war der Grund für seine miese Laune eher ein kläffender Hund auf dem Schoss einer Zuschauerin als die Vorahnung, was sich aus Chamer Sicht auf dem Platz ereignen würde.
Fotos: Reto Müller
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