SC Cham Interaktiv

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Als eine der erfahrensten Spielerinnen im Frauen-Team ist Michelle Franzen als Captain der verlängerte Arm von Trainer Röbi Kehrli auf dem Spielfeld. Langjährige Erfahrung als Spielerin, Leidenschaft, physische, technische, taktische und auch psychologische Kompetenzen, sowie nach wie vor hohe Motivation zeichnen die 29-jährige Lehrerin aus und befähigen sie in hohem Masse für das Captainamt.

Es war für sie wie für den Verein ein absoluter Glücksfall, dass sie vor acht nach Cham wechseln konnte. Eigentlich beabsichtigte sie zu diesem Zeitpunkt, die Fussballschuhe an den berühmten Nagel zu hängen. Doch dann ergab sich unter dem damaligen Trainer Gilbert Eyer die Möglichkeit, sich nochmals ins Zeug zu legen und die anderen Seiten in ihrem Leben nicht zu vernachlässigen.

Ein Naturtalent mit Willen zu mehr
Michelle startete als «Strassenfussballerin». Sie mass sich im Quartier mit den Nachbarsbuben und verschaffte sich schnell Anerkennung. Erste Kontakte mit Cham machte sie, als sie als kleines Mädchen ihre Brüder ins Training der Knirpse unter Walter Kälin begleitete. Mit 14 Jahren begann sie ihre Fussballlaufbahn bei den Mädchen in Hünenberg. Dazu motiviert wurde sie von ihrer drei Jahre älteren Kollegin Michèle Zürcher. Aber bereits nach etwas mehr als einem Jahr wechselte sie zu den C-Junioren des SC Cham, bei dem auch ihre Brüder schon Fussball gespielt hatten. Sie suchte die Herausforderung und wollte sich mit ihren Kollegen von damals messen und weiterkommen. Nach den C-Junioren wechselte sie zur Frauenabteilung nach Kriens, wo sie in der U 18 spielte, um dann in die Erste Frauenmannschaft nach Baar zu wechseln, die damals in der Zweiten Liga antrat. An den SC Kriens erinnert sich Michelle sehr gerne, waren die Frauen doch immer wieder im Kontakt mit der Ersten Mannschaft Nati A. So verbrachten sie das Trainingslager gemeinsam mit dem Fanionteam. Bei dieser Gelegenheit durfte Michelle als junge Spielerin vom speziellen Mentaltraining profitieren, welches sie sportlich, persönlich und beruflich weiterbrachte und in allerbester Erinnerung bleibt. Was sie aber nie mochte, und dem ist auch heute noch so, ist die Statistenrolle als Ersatzspielerin auf der Bank.

Es gibt noch mehr als nur Fussball
Auf der Bank sass sie beim FC Baar jedoch nicht. Als das Team aber in die Erste Liga aufstieg, war es für sie genug. Sie wollte nicht mehr ausschliesslich Fussball spielen. Ihre Kolleginnen waren ihr wichtig. Sie frönte dem Snowboardsport, lernte ihren heutigen Mann kennen und verbrachte viel Zeit mit ihm in seiner Heimat Zermatt. So hatte sie sich eigentlich entschlossen, vom Fussball zurückzutreten, als sich in Cham die Gelegenheit bot, unter Gilbert Eyer und Markus Schneider Fussball und Freizeit ideal miteinander zu verbinden. Acht Jahre sind daraus geworden, während denen sie zweimal in die 3. und einmal in 2.Liga aufsteigen durfte, ehe dann der Generationenwechsel in der Mannschaft erfolgte und die Chamerinnen freiwillig aus der 2. Liga abstiegen. Die Zeit mit den beiden erfahrenen Trainern und ihren Kolleginnen hat sie sehr genossen, blieb doch genügend Zeit, Partnerschaft, Beruf, Freizeit und Sport unter einen Hut zu bringen.

Ideale Voraussetzungen als Führungsspielerin
Heute ist sie Captain der Mannschaft und bezeichnet ihren neuen Trainer Röbi Kehrli als Glücksfall. Er versteht es, die bestandenen Spielerinnen mit Erst- und Zweitligaerfahrung, die Greenhörner und die Juniorinnen zu einem Team zu formieren. Er weiss mit der Heterogenität im Team umzugehen, ist Optimist und hat gleichzeitig Realitätsbezug. Fussball unter ihm macht Spass. Und mit Motivation und Spass, gepaart mit Erfahrung, will auch sie ihren Teil als Captain dazu beitragen. Sie versteht zu motivieren, pflegt den persönlichen Kontakt der Spielerinnen und versucht, eine gewisse Lockerheit in den Sportbetrieb zu bringen. Auf dem Platz gibt sie Vollgas, erwartet Leistung, kann aber auch gut damit umgehen, wenn es mal nicht funktioniert.

Die Chance nützen
Sie freut sich, dass die Frauen im Verein wahrgenommen und unterstützt werden. Sie schätzt die guten Bedingungen und die tolle Infrastruktur. Die Ennetseerinnen haben aber trotz guter Arbeit im Kinderfussball einen schweren Stand. Die Konkurrenz von Baar, Kriens und Luzern ist gewaltig und so setzt der Verein vieles daran, Nachwuchsfussballerinnen gut ins Team zu integrieren. So setzt sich Robert Kehrli vorbildlich für das Frauenteam ein, und er organisiert zusammen mit seiner Tochter gelegentlich am Freitag ein Training für alle Mädchen im Verein. Dabei lernen sich die die Mädchen und die Frauen des Vereins gegenseitig kennen und bilden bereits eine Einheit. Damit soll der Wechsel von den Juniorinnen zu den Frauen einfacher vollzogen werden können.

Wichtige Entscheidungen nach der Corona bedingten Pause
Lange Zeit verkamen die Trainings in der Pandemie zu eigentlichen Lauftrainings. Das war aber bei den anderen Mannschaften auch so. So wusste man nicht genau, wo man steht und ob der Kopf für Wettspiele bereit ist.  Es standen aufgrund der Pandemie bereits nach 9 Spielen die Entscheidungen an. Trotzdem wurden dann aber alle noch ausstehenden Partien der Vorrunde nicht mehr gewertet und auch die Rückrunde wurde ausgesetzt.

Die Chamerinnen belegten schliesslich mit 6 Punkten aus 8 Spielen den 8. Tabellenrang vor Hünenberg und der ASM Arzo Feminile aus dem Tessin. Da dieses Tessiner Team bereits in der Winterpause forfait für die Rückrunde erklärt hatte, werden werden die Frauen aus dem Tessin absteigen. Die Chamerinnen werden auch nächste Saison in der 3. Liga vertreten sein. Es ist dem sympathischen Team, ihrem engagierten Trainer und der Captain mit grosser Ausstrahlung zu gönnen. So kann auch in der kommenden Saison gezielt am Aufbau einer schlagkräftigen Truppe gebaut werden. Der bisher eingeschlagene Weg gibt den Spielerinnen und ihrem Trainer recht, gilt doch nach wie vor die Devise, dass es noch andere Werte gibt als nur der reine zahlenmässige Erfolg.

Text und Foto: André Dommann