SC Cham Interaktiv

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Jede Woche finden im Innerschweizer Fussballverband rund 280 Meisterschaftsspiele statt, welche von offiziellen Schiedsrichtern geleitet werden. Nicht eingerechnet sind alle Spiele der D-, E-, F-, G-Junioren, deren Leitung unter der Verantwortung des jeweiligen Heimclubs liegen, sowie Cup- und Freundschaftsspiele.

In diesem Jahr stellt der SC Cham gerade mal 7 aktive Schiedsrichter. «Viel zu wenig», finden der Vorstand und die drei Aushängeschilder des SC Cham, Markus von Flüe, Miguel Marin und Anastasios Katsikis, zumal die Unterdotierung im SR-Kontingent zu Strafzahlungen des Vereins an den IFV führt.

Die Faszination Schiedsrichter
Der Schiedsrichter ist ein wesentlicher Bestandteil eines Spiels. In Sekundenbruchteilen beurteilt er Spielsituationen und entscheidet, was korrekt ist und was als nicht korrekt mit einem Freistoss direkt oder indirekt geahndet wird. Er stützt sich dabei auf das Regelwerk und setzt dessen Grundsätze konsequent und objektiv durch. Dazu sind körperliche Fitness, eine gute Beobachtungsgabe, Entscheidungsfreude, Belastbarkeit und guter Menschenverstand gefragt. In schwierigen Situationen ist der Schiedsrichter auch Vermittler, Kommunikator und Psychologe. Das führt unweigerlich dazu, dass er für die Dauer des Spiels sehr komplex gefordert ist, sich absolut konzentrieren muss und so für die Dauer des Spiels alles neben dem Platz vergisst. Nimmt er seine Aufgabe bewusst und engagiert wahr, wird seine Leistung auch von den Spielern und den Zuschauern honoriert und anerkannt. Die Grundausbildung, die regelmässigen Wiederholungskurse, die verschiedenen Tests und auch die Inspektionen von Spielen vermitteln Sicherheit und garantieren, dass die Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter nach besten Möglichkeiten gefördert werden. Den talentierteren unter ihnen winken zahlreiche Aufstiegsmöglichkeiten, sei es die Qualifikation für die nächsthöhere Liga, die Aufnahme in die regionalen Talentgruppen oder die Swiss Referee Academy, die Zusatzfunktion als Linienrichter in einem Trio oder die Aufnahme in den illustren Kreis der Spitzenschiedsrichter. Dies kann in Form als Referee oder als Assistent sein, wie es unlängst dem 33-jährigen Schwyzer Sandro Schärer und seinem Team mit Stephan de Almeida, Bekim Zogaj (Assistenten), Alain Bieri (4. Assistent) sowie VAR Assistent Feday San gelang.

Das Beispiel Sandro Schärer
Im Alter von 17 Jahren absolvierte Sandro Schärer den Grundkurs als Schiedsrichter. Nach ersten regionalen Spielen durfte er bereits nach sieben Jahren Spiele in der Challenge League und zwei Jahre später auch Partien der Super League leiten. Seit 2015 ist Schärer der zweitjüngste FIFA-Referee in der Spitzengruppe. Der vorläufige Höhepunkt seiner nationalen Karriere war der Cupfinal zwischen YB und Basel vor einem Jahr. Mit den Partien Barcelona-Ferencváros Budapest und Bayern München-Lokomotive Moskau gelang ihm nun gar der Sprung in die Champions League Gruppenphase, was letztmals dem heutigen Schweizer Schiedsrichterchef Massimo Busacca vor exakt 10 Jahren gelang. Damit folgt er Schiedsrichter-Legenden wie etwa Gody Dienst, Toni Bucheli, Ruedi Scheurer oder auch die jüngeren Bruno Galler, Urs Meier oder Massimo Busacca, welche Finalspiele sämtlicher europäischen Wettbewerbe oder Halbfinal- und Finalspiele an EM- und WM-Endrundenturnieren arbitrierten.

Fussball ist nicht nur Männersache – auch nicht im Schiedsrichterwesen
Dass Fussball nicht nur Männersache ist, hat sich längst durchgesetzt. Die jüngsten Erfolge der Schweizer Nationalteams, die Bedeutung des Frauenfussballs in der Welt sowie die Tatsache, dass in jüngster Zeit mit Selina Zumbühl und Sandra Betschart auch zwei Chamerinnen Schweizer Fussballgeschichte geschrieben haben, ist nur ein Zeichen dafür. Schiedsrichterinnen sind zwar immer noch etwas selten auf dem Platz zu beobachten. Aber auch sie haben die Möglichkeit, sich bei dieser tollen Aufgabe zu bestätigen und stossen auf viel Akzeptanz und Respekt. Nicole Petignat leitete beispielsweise schon vor 20 Jahren Spiele in der höchsten Schweizer und der österreichischen Liga. Sie leitete 2003 ihren ersten Einsatz im Uefa-Cup der Männer und krönte ihre Karriere mit der Leitung des WM-Finals 1999 und des EM-Finals 2001 der Frauen.

Nicht jeder wird ein Ronaldo – nicht jeder wird ein Pierluigi Collina
Nicht jeder Fussballer schafft es zum Weltfussballer und nicht jeder Schiedsrichter wird gleich sechsmal in Folge Weltschiedsrichter wie Pierluigi Collina aus Italien, dem dieses Kunststück zwischen 1998 und 2003 gelang. Er ist damit der wohl bis heute erfolgreichste Schiedsrichter der Welt

Und trotzdem, Spass machen kann es auf alle Fälle. Man hat ein spannendes Hobby, hält sich bewusst fit, kann sich persönlich weiterentwickeln und ist rundum gefordert. Man lernt, Entscheide zu fällen und zu diesen zu stehen. Man dient dem Sport und handelt leistungsorientiert. Die Tätigkeit ist gut für die Entwicklung der eigenen Persönlichkeit. Man lernt dabei viele Menschen kennen und ist oft unterwegs. Schafft man den Sprung in ein Trio, erlebt man Kameradschaft auf hohem Niveau. Und als Nebeneffekt wird man für dieses Hobby auch situationsgerecht entschädigt. So werden die Reisespesen bezahlt und man erhält eine der Stärkeklasse angepasste Entschädigung pro Spiel. Und am Ende einer Saison gibt es bestimmt die eine oder andere Situation zu besprechen und in Erinnerung zu behalten.


Die drei SR-Aushängeschilder Markus von Flüe, Miguel Marin und Anastasios Katsikis berichten im Folgeartikel über ihre persönlichen Eindrücke, Herausforderungen und Höhepunkte. Sie zeigen auf, wieso es sich lohnt, sich als Schiedsrichter zur Verfügung zu stellen.


 Text: André Dommann