SC Cham Interaktiv

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Spitzenfussballer kennt man in der Regel auf Anhieb. Bei Spitzenreferees muss man oft ein zweites Mal hinschauen, damit man weiss, welcher «Fussballprofi» gerade mit einem in Kontakt ist, wenn er nicht auf dem Spielfeld führt, dirigiert und entscheidet. Seit dieser Saison leitet der frisch gebackene Super League-Schiedsrichter Spiele in der höchsten Liga der Schweiz. Seit diesem Jahr ist er neu Mitglied des SC Cham.

Im zarten Alter von 15 Jahren absolvierte der junge Mirel Turkes seine Grundausbildung als Schiedsrichter. Motivation dafür gab es mehrere. Er liebte den Fussball. Dann war sein Vater als aktiver Schiedsrichter ein Vorbild. Und schliesslich reizte ihn die Aufgabe, und er sah durchaus grössere Chance für eine Karriere als Schiri, denn als Fussballer. Schon früh machte der heute 31-Jährige in den jeweiligen Ligen und Altersklassen mit guten Leistungen auf sich aufmerksam. So fasste er sich bald hohe Ziele und strebte eine Karriere im Spitzenfussball an. Nach 16 Jahren und total 92 Partien in fünf Jahren als Schiedsrichter in der Oberliga (1. Liga, Promotion League, Challenge League) sowie zahlreichen Cuppartien durfte er in der Vorrunde mit den Partien Sion gegen Winterthur und Zürich gegen Servette seine ersten beiden Partien in der Super League erfolgreich leiten. Er ist damit einer der 15 aktuell besten Schiedsrichter der Schweiz, inklusive Fifa-Schiedsrichterin Esther Staubli. Der IFV stellt mit ihm, Urs Schnyder und Lukas Fähndrich aktuell drei Refs in der obersten Liga, wobei die letzten Beiden die FIFA-Qualifikation haben und internationale Spiele leiten. Damit hat Mirel Turkes ein erstes Ziel erreicht, das er schon als Nachwuchsschiedsrichter ins Auge gefasst hatte.

Im Chamer Eizmoos ist Turkes kein Unbekannter: Er leitete bereits die eine oder andere Partie mit Chamer Beteiligung, zuletzt diesen Sommer den Cupfight gegen den letztjährigen Cupsieger FC Zürich vor Chamer Rekordkulisse oder auch das Nachwuchsländerspiel der Schweizer U18 gegen Belgien.

Treue zum Stammverein – nun aber bewusst den Seitenwechsel
Aufgewachsen in Rotkreuz, lebt Mirel Turkes heute in Hochdorf. Er ist ausgebildeter Fahrlehrer und besitzt hauptberuflich seine eigene Fahrschule «mirel». Seine Fahrlehrerdienste bietet er hauptsächlich in Zug und Luzern an. Weil die Familie das Menzinger Urgestein Kudi Nussbaumer und dessen Familie schon lange kannte, pfiff sein Vater seit je her für diesen Verein. So trat auch der junge Mirel dem SC Menzingen bei, dem er während 16 Jahren die Treue hielt. Nun aber vollzog er bewusst einen Vereinswechsel zum SC Cham. Er begründete den Wechsel wie folgt: «Nach 16 Jahren im gleichen Verein war ich offen für einen Wechsel. Für mich kam dabei aufgrund der erwähnten Gründe (familiär, professionelle Strukturen) nur der SC Cham in Frage. Zudem habe ich in Cham als SR immer schöne Spiele erlebt, auf die ich gerne zurückblicke.» Von seinem neuen Verein erhofft er sich zusätzliche Motivation, die Einbindung in das Vereinsleben und dann die Möglichkeit, seine Erfahrungen als Schiedsrichter der jüngeren Generation weitergeben zu können.

Wer sich nicht weiterentwickelt, bleibt stehen.
Klar ist aber auch, dass der junge Super League Schiedsrichter nicht auf den bisherigen Lorbeeren ausruhen will. Wer Turkes kennt, weiss, dass er als junger Schiri in der nächsten Zeit weiter mit guten Leistungen auffallen will und alles daransetzt, weitere Fortschritte zu machen, um sich noch für höhere Aufgaben zu empfehlen. Für ihn ist klar: «Ich will mich stets weiterentwickeln, aus meinen Fehlern lernen und so das Maximum aus mir herausholen.»

Signalwirkung für mögliche Schiedsrichtertalente
Der SC Cham ist stolz, in seinen Reihen einen ambitionierten und erfolgreichen Spitzenschiedsrichter zu haben, dessen Mitgliedschaft notabene auch positiv auf das Schiedsrichterkontingent des Vereins auswirkt. Wer weiss, vielleicht regt das Beispiel von Mirel Turkes den einen oder anderen jungen Fussballer ja dazu an, später mal in seine Fussstapfen zu treten. Der 16-jährige Marc Traut hatte vergangenen Sommer anlässlich des Cupspiels bereits die Gelegenheit, als Jungschiedsrichter dem Spitzenref über die Schultern zu schauen. Der SC Cham heisst seinen sympathischen neuen Super League Schiedsrichter herzlich willkommen und wünscht ihm weiterhin viel Erfolg und Glück bei seinen Einsätzen.


Und dann noch… (Kurzinterview im Anschluss an das SR-Trainingscamp des SFV in Gran Canaria)

Du kommst gerade vom Trainingscamp mit den Spitzenschiedsrichter auf Gran Canaria. Was habt ihr dort gemacht und wie habt ihr euch auf die neue Saison vorbereitet?
Die Woche war sehr intensiv. Wir konnten aber von den kompetenten Kursleitern sehr viel profitieren. Wir haben an unserer Physis gearbeitet, die Regeln aufgefrischt und die Regelauslegung abgesprochen und perfektioniert, Zudem wurden wir auch bezüglich Menschenführung, Umgang mit Belastungen etc. geschult. Da sämtliche Oberligareferees mit von der Partie waren (Fifa, Super League, Challenge League und Talente aus der 1. Liga) kam auch der Austausch nicht zu kurz

Welches ist dein bisher grösster Erfolg?
Mein Aufstieg in die Super League als Schiedsrichter

Ihr seid im Vergleich zu den Fussballern wirtschaftlich keine wahren Profis. Trotzdem leistet ihr als «Profis» Spitzenleistungen. Was bedeutet dieser «Profistatus»?
Es geht hauptsächlich um die professionelle Einstellung zum Sport. Das bedeutet, sich jeden Tag mit dem richtigen Mindset und der richtigen Passion seiner Arbeit hinzugeben und sich immer wieder selbstkritisch zu hinterfragen, wie man besser werden kann.

Was war dein bisher schönstes Erlebnis?
Es gab viele schöne Erlebnisse. Dazu gehört aber ganz sicher mein erstes Super League Spiel Sion – Winterthur. Meine ganze Familie ist mit ins Wallis gereist, um mich zu unterstützen. Das hat mich sehr gefreut.

Wie nimmst du den SC Cham wahr?
Cham ist ein sehr gut organisierter Verein mit professionellen Strukturen von den Junioren bis zur 1. Mannschaft. Zudem herrscht eine familiäre Stimmung und jeder unterstützt jeden.

Welches war dein bisher schwierigstes Spiel?
In meinem ersten Super League Einsatz wurde ich aufgrund der Atmosphäre im Wallis, aufgrund des Spielniveaus und der Intensität sehr gefordert, weshalb ich dieses Spiel als die bisher schwierigste Partie bezeichnen würde.

Hattest du auch schon besondere Einsätze als Assistent?
«Ja, das gibt es tatsächlich. Ich war als 4. Offizieller beim Spiel St. Gallen gegen Lugano aufgeboten, als sich einer der Assistenten verletzte und ich deshalb in die ungewohnte Rolle als Linienrichter einspringen musste; Das Spiel war sehr intensiv und ich hatte einige sehr schwierige Situationen zu beurteilen. Zudem wurde erst kurz vorher der Video Assistant Referee (VAR) eingeführt, was die bisherigen gewohnten Abläufe etwas veränderte und so es so zusätzliche Herausforderungen gab. Insgesamt ist aber alles gut gegangen und ich erinnere mich gerne an diesen Einsatz.

Herzlichen Dank für das angenehme Gespräch und weiterhin alles Gute.

Text und Fotos: André Dommann